Begegnungsfahrt nach Kreisau/Polen

Die Albert-Einstein-Schule nimmt auch in diesem Jahr an einem deutsch-polnischen Begegnungsprogramm teil. Der Austausch ist für die Zeit vom 11.04. bis 16.04.16 geplant und findet im Begegnungsort Krzyzowa (Kreisau, Nähe Breslau, Polen) statt. Die Schülerinnen und Schüler aus Deutschland werden von Frau Wenz begleitet und werden in der Begegnungsstätte der Stiftung Kreisau gemeinsam mit den Teilnehmern aus Polen untergebracht. Hier finden Integrationsspiele statt, werden Workshops zu geschichtlichen Themen durchgeführt und gemeinsame Ausflüge unternommen.

 

Weitere Informationen zur Begegnungsstätte finden Sie unter dem Link: www.krzyzowa.org.pl/

 


Kreisau ist ein Ort der Begegnung und des Dialogs, der von der Vielfalt der Menschen, die dort zusammentreffen, von ihren Ideen und Aktivitäten lebt. Wir setzen uns für ein friedliches und von gegenseitiger Wertschätzung geprägtes Zusammenleben der Völker, Gesellschaftsgruppen und einzelner Menschen in Europa ein. Dadurch fördert die Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung die Entwicklung der europäischen Zivilgesellschaft.  

Unsere Arbeit

Unsere Aufgabe sehen wir darin, eine Brücke zu schlagen zwischen Geschichte und Gegenwart, zwischen West- und Osteuropa wie auch zwischen den Generationen. Dazu schaffen wir in Kreisau einen Ort, an dem Verständigung aktiv gelebt wird und Zukunftsperspektiven entwickelt werden. Wir machen deutlich, dass es sich lohnt, persönlich Verantwortung für die politische, soziale und ökologische Zukunft der europäischen Gesellschaft zu übernehmen.

Wir erinnern an Widerstand und Opposition in Europa, indem wir zu wissenschaftlichen und pädagogischen Diskussionen anregen. Diese Themen wollen wir gegenwartsbezogen an heranwachsende Generationen vermitteln, um die Bedeutung eigenverantwortlichen Handelns zu verdeutlichen.  

Wir fördern die interkulturelle Begegnung von Menschen unterschiedlicher sozialer, nationaler und religiöser Herkunft und unterschiedlicher Generationen. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit liegt darin, jungen Menschen kulturelle Vielfalt als Bereicherung zu vermitteln. Durch die persönliche Erfahrung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden soll Interesse für ein gemeinsames Europa geweckt werden.  

Wir fühlen uns der Region Niederschlesien verbunden und stellen in unserer Arbeit inhaltliche Bezüge zu unserer Umgebung her. Als Wirtschaftsbetrieb nehmen wir soziale Verantwortung wahr.  

Unsere Aktivitäten gehen über den Ort Kreisau hinaus. Wir vernetzen uns international mit anderen Menschen und Einrichtungen und führen mit ihnen gemeinsam Projekte durch.  

Quelle: http://www.krzyzowa.org.pl/index.php/de/fundacja-krzyzowa/misja

Weitere Informationen über das Kreisauer Netzwerk unter http://www.kreisau.de/

Informationen zur Begegnungsstätte Kreisau

Kreisau im 19. Jahrhundert

Die Geschichte der Familie von Moltke in Kreisau fängt mit dem Generalfeldmarschall und Chef des preußischen Generalstabs Helmuth Karl Bernhard von Moltke an. Er führte die preußische Armee in den Kriegen von 1866 und 1871 zum Sieg und erwarb 1867 das Gut Kreisau als Alterssitz.

Dort errichtete er für seine Frau, die am 24. Dezember 1868 im Alter von 43 Jahren früh verstorben war, ein Mausoleum am Kapellenberg, das dort noch heute zu finden ist.

An den Generalfeldmarschall erinnern auch zwei große Fresken, die im Treppenhaus des Schlosses zu sehen sind. Sie wurden vom damaligen Hausherrn, Wilhelm von Moltke,  im Jahr 1900 anlässlich des 100. Geburtstags von Helmuth von Moltke bestellt. Die Bilder stellen auf tendenziöse Art einerseits den Einzug deutscher Truppen in Paris am 1. März 1871 ("Die Vergeltung") und andererseits die Plünderung Lübecks durch französische Truppen am 8. November 1806 ("Die Schande") dar. Auf beiden Fresken ist der Generalfeldmarschall zu sehen.

 

Kreisauer Kreis

Während viele deutsche Widerstandsgruppen vor allem einen Regimewechsel planten und entweder über den Aufruf zum Widerstand, die Vorbereitung eines Attentats oder andere Maßnahmen die Herrschaft der Nationalsozialisten beenden wollten, dachten die Mitglieder des später so genannten Kreisauer Kreises über die Gestalt eines neuen Deutschlands nach Hitler nach.

Der "Kreisauer Kreis", der sich zum Zentrum des bürgerlich zivilen Widerstands entwickelte, war keine festgefügte politische Vereinigung. Er bestand aus mehr als 20 Aktiven und ebenso vielen Sympathisanten und vereinte Sozialdemokraten und Konservative sowie Angehörige beider großen Konfessionen. Gemeinsam war ihnen die ablehnende Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus und der Wille, eine Neuordnung für Deutschland nach dem Ende des NS-Regimes zu entwickeln. Zentrum des Kreises waren Helmuth James von Moltke, ein Urgroßneffe des preußischen Feldmarschalls, und Peter Yorck von Wartenburg, Sproß einer alten preußischen Adelsfamilie.

Die Kreisauer trafen sich meist in kleineren Gruppen in Moltkes Berliner Wohnung, in den verschiedenen Büros oder bei Yorcks in der Berliner Hortensienstraße. Da zumeist nur zwei oder drei Personen an solchen Treffen teilnahmen, wussten viele der Teilnehmer nicht wirklich, wer alles zum Kreis gehörte. Lediglich Moltke und Yorck hatten Kontakt zu allen Beteiligten und koordinierten die Diskussion der Konzepte. Auf den zahlreichen kleineren Treffen wurden Arbeitspapiere und Entwürfe in kleinem Kreis diskutiert, aufeinander abgestimmt und verändert. Nur auf drei größeren Sitzungen, die im Frühjahr und Herbst 1942 sowie im Frühjahr 1943 auf dem Gut Moltkes, im Berghaus in Kreisau stattfanden und an denen zwischen zehn und zwanzig Personen teilnahmen, besprach man die Entwürfe dann in einem größeren Kreis.

Die „Kreisauer” sahen sehr früh „nicht nur die Verwüstungen der Städte, sondern auch die entsetzlichen Verwüstungen in den Köpfen und Herzen der Menschen“ (Moltke). Sie wussten, dass zu einer funktionierenden Demokratie die Teilhabe und das Verantwortungsbewusstsein ihrer Bürgerinnen und Bürger gehört. Schon 1939 hat Moltke sein Demokratieverständnis in einem Text über die „Kleinen Gemeinschaften” formuliert:

Gegenüber der großen Gemeinschaft, dem Staat oder etwaigen noch größeren Gemeinschaften, wird nur der das rechte Verantwortungsgefühl haben, der in kleineren Gemeinschaften in irgendeiner Form an der Verantwortung mitträgt ...

Der Kontakt zum militärischen Widerstand war für die Kreisauer wichtig, da man sich hier den Sturz des Regimes erhoffte, allerdings nicht durch ein Attentat und die Tötung Hitlers, sondern durch dessen Gefangennahme. Die "Rechtsschänder" sollten vor Gericht gestellt und für ihre Verbrechen zur Verantwortung gezogen werden. Nachdem einige dieser Versuche scheiterten, schlossen sich auch Mitglieder des Kreisauer Kreises, unter ihnen Adam von Trott zu Solz, Eugen Gerstenmaier und Julius Leber und Peter Yorck, der Verschwörung um Claus Schenk von Stauffenberg an, die am 20. Juli ein Attentat auf Hitler versuchte. Moltke lehnte ein solches Attentat ab, da er eine neue Dolchstoßlegende mit all ihren negativen Auswirkungen fürchtete.

Doch auch mit anderen Gruppen des deutschen Widerstands standen die Kreisauer in engem Kontakt, so etwa mit den Kirchen - u.a. mit Bischof Preysing in Berlin, Kardinal Faulhaber in München, Bischof Dietz in Fulda und dem Württemberger Landesbischof Wurm - und dem Goerdeler-Kreis, wenngleich dessen Nachkriegspläne für Deutschland und Europa in den Augen der Kreisauer zunächst nicht annehmbar waren.

Nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler wurden zahlreiche Kreisauer verhaftet, acht von ihnen wurden bis Anfang 1945 im Berliner Gefängnis Plötzensee hingerichtet. Helmuth James von Moltke konnte eine Beteiligung am Attentat nicht nachgewiesen werden. Er wurde allein für das Denken über die Zukunft nach einem Sturz Hitlers verurteilt und am 23. Januar 1945 in Plötzensee hingerichtet. "… wir werden gehenkt, weil wir zusammen gedacht haben", schreibt Moltke in einem seiner letzten Briefe vom 10.1.1945 aus dem Gefängnis.

Schon nach der Verhaftung Moltkes im Januar 1944 existierte der Kreisauer Kreis faktisch nicht mehr, und die einzelnen Kreisauer trafen sich lediglich unabhängig voneinander. Durch Peter Yorck wurde die Arbeit weitergeführt und mit den Vorbereitungen des militärischen Widerstandes für ein Attentat verbunden.

Wenn der Lauf der Geschichte auch eine andere Entwicklung genommen hat,  bleibt es doch das wesentliche Verdienst der Kreisauer, über eine staatliche und gesellschaftliche Neuordnung Deutschlands innerhalb einer gesellschaftlich möglichst vielfältig zusammengesetzten Gruppe nachgedacht zu haben.

 

Das Neue Kreisau

Nach dem Krieg fiel Niederschlesien an Polen, aus Kreisau wurde Krzyżowa, aus dem Gutshof ein Staatsbetrieb. Das Dorf selbst geriet zunehmend in Vergessenheit. Das Erbe des Kreisauer Kreises wirkte nach 1945 jedoch weiter, in Deutschland wie in Polen.

Viele Menschen sahen in den Mitgliedern dieser Gruppe Vorbilder für den toleranten und offenen Umgang miteinander, in ihren Ideen eine politische Konzeption Europas, die nicht mehr durch Chauvinismus, übermächtige Nationalstaaten und die Herrschaft von Ideologien geprägt war. Doch erst Ende der 80er Jahre, im Aufbruch des "Völkerherbstes" in Mitteleuropa, kamen Interessierte aus Polen, Ost- und Westdeutschland, den Niederlanden und den USA zusammen. Zunächst traf man sich im amerikanischen Vermont anlässlich des 100. Geburtstages Eugen-Rosenstock Huessys, einer der geistigen Väter des Kreisauer Kreises, später dann zu einer Tagung im Breslauer Klub der Katholischen Intelligenz. Hier wurden erste Schritte zur Gründung einer europäischen Stiftung und einer Begegnungsstätte in Kreisau/Krzyżowa eingeleitet.

Während im November 1989 in Berlin die Mauer fiel, nahmen der erste frei gewählte polnische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki und der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl an einer Versöhnungsmesse in Kreisau/Krzyżowa teil. Das verfallene Gut rückte schlagartig wieder ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit und die Bedingungen für die Realisierung des Projektes Kreisau waren günstig wie nie.

Im Sommer 1990 wurde die Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung gegründet, an der sich Polen und Deutsche aus Ost und West, aber auch Menschen aus anderen europäischen Ländern und den USA beteiligen. Anknüpfend an die Gedanken des Kreisauer Kreises möchte die Stiftung und die ihr verbundenen Initiativen in Deutschland an der europäischen Einigung mitwirken, in einem Prozess der Verantwortung und lebendigen Beteiligung der Zivilgesellschaften.

Als Eigentümerin des Gutes und mit Mitteln der Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit ließ die Stiftung Kreisau die Gebäude renovieren und bis 1998 in die heutige Begegnungsstätte umwandeln. Unter Anwesenheit der damaligen deutschen und polnischen Regierungschefs sowie vieler Ehrengäste wurde die Einrichtung im Frühjahr 1998 feierlich eröffnet.

Auf dem früheren Gutsgelände der Moltkes wird heute eine Begegnungs- und Tagungsstätte betrieben, ausgestattet mit 177 Plätzen im Jugendherbergs- und Hotelstandard sowie Räumen für verschiedene Veranstaltungsformen, Plenar- und Kleingruppen, Übersetzungsanlage und Werkstätten für künstlerisches Arbeiten. Im Kreisauer Schloss und im Berghaus wurde eine Gedenkstätte für den europäischen Widerstand eingerichtet. Im Schloss informiert eine Dauerausstellung über den Kreisauer Kreis und ausgewählte Menschen und Gruppen der mittel- und osteuropäischen Dissidenten- und Bürgerbewegung. Im Berghaus erinnert ein Gedenkraum an die Mitglieder und das Wirken des Kreisauer Kreises.