Projekt: "Stolpersteine"


 

Eine „alternative Stadtführung“- ein Projekttag gegen das Vergessen
Mittwoch, den 16. November 2016
Altes Rathaus

Das Wetter ist windig und ungemütlich. Dutzende Schüler stehen in kleinen Gruppen vor dem Alten Rathaus. Es wird kaum gesprochen. Die Stadt-Führung geht gleich los. Herr Walter trifft die letzten Absprachen. Die Gruppen bewegen sich zu ihren Stadtführern. Wir beginnen unsere Führung durch die Langener Geschichte im Jahr 1933.

Was war damals in Langen los? Gab es eine jüdische Gemeinde in Langen? Wurden die Juden von Nazis in Langen verfolgt? Gab es Wiederstand in der Bevölkerung? Wer waren die Opfer? Wurden die Täter bestrafft? All diese Fragen sollen bei der Führung geklärt werden.

Wir tauchen in die Altstadt ein und entdecken die ersten Stolpersteine. Ein 10x10cm größer Betonstein mit einer Messingtafel. „Hier wohnte...“ 87 Stolpersteine für 87 Opfer. Wir stolpern über menschliche Schicksale, geschichtliche Ereignisse und versetzen uns in diese fürchterliche Zeit. Die schweigsamen Gesichter der Schüler sprechen für sich.

Wir halten hier und dort an und schauen uns die schwarzweißen Bilder von damals an. „Dr. Goebbels spricht in Langen!“, „Langen frei von jüdischen Besitz!“ Wir laufen am „Braunen Haus“ vorbei und besuchen das „Rote Eck“. Am Ende bleiben wir kurz am Lutherplatz stehen. Der Weihnachtsbaum wird gerade aufgestellt. Bald ist Weihnachten. Der Wind wird stärker. Es ist kälter geworden.

Unsere Führung ist am Ende. Die Gedanken schwüren immer noch im Kopf. Wir verabschieden uns von unserem Stadt-Führer und gehen zurück in die Schule. Im warmen Klassenraum schauen wir uns „Der Junge im gestreiften Pyjama“ an. Eine Geschichte, die nicht vergessen werden darf.

 

Schülermeinungen:

 

„Ich habe in dem Ausflug sehr viel über die damalige Situation der Juden, Euthanasieopfer und die Opfer, die von den Nazis angegriffen und schikaniert wurden, gelernt.“

„Die Initiative der Stolpersteine in Langen finde ich sehr gut und ich finde, sie muss aufrechterhalten werden. Durch die Stolpersteine wird den Euthanasieopfern und den Juden gedacht. Durch die Stolpersteine wird man auch in einigen Jahren an die schlimme Zeit denken.“

„Ich bin auch darüber entsetzt, wie wenig früher dagegen getan wurde und so viele unschuldige Menschen einfach ohne Grund in Lagern getötet wurden.“

„Man hat viel über die Menschen, für die die Stolpersteine gewidmet waren, erfahren. Die Bilder die uns gezeigt wurden, waren auch sehr interessant.“

„Ich fand die einzelnen Geschichten von den Familien sehr spannend, aber auch sehr traurig.“

„Ich wusste zum Beispiel nicht, warum auf dem Weg diese Steine sind.“

„Die Geschichte mit der alten Frau, die sogar heute noch lebt fand ich besonders interessant. Da es um ihre beiden Söhne ging, hat mich das besonders angesprochen. Ich finde die Idee mit den Stolpersteinen gut, da es an die früheren Zeiten erinnert und Menschen, wie die alte Dame, glücklich macht. Es ist gut, dass die Initiative den Menschen zeigt, was damals Vorgefallen ist, damit das nie wieder vorkommt. Ich finde es persönlich auch sehr schlimm was damals geschehen ist und wollte das auch nicht mehr.“

„Vor allem für Langener war es interessant zu sehen, was in der Stadt während dieser dunklen Zeit vor sich ging.  Auch die lebensnahen Geschichten der damaligen Opfer waren sehr berührend, da es durch den Rundgang sehr lebendig erschien.“

„Obwohl ich den Weg immer zum Schwimmbad fahre, wusste ich nicht einmal, dass in Langen eine abgebrannte Synagoge steht. Es ist erschreckend, wie wenig man heutzutage von den Taten der Nazis in Langen weiß, deshalb finde ich, dass ich viel gelernt habe.“

„Ich habe bei diesem Ausflug viel über die Juden in Langen gelernt und bin dadurch jetzt auch immer aufmerksam, da ich nach den Stolpersteinen in Langen und wo anders immer schaue“.