Rund ums Segeln



 

Hier könnt Ihr sehen, wie das früher auf einem Segelschiff war! Christian Schütte, ein Graphik-Designer, hat in einem ganz tollen Buch gezeichnet und beschrieben wie Seefahrt vor 150 Jahren ausgesehen hat! ("Mit Jan und Hein auf großer Fahrt" Projekt-Verlag Cornelius GmbH Halle 2007). Er hat erlaubt, dass Auszüge aus seinem Buch auf unserer Segelseite veröffentlicht werden! Ganz herzlichen Dank! (Copyright.www.schuette-illustration.de)

 



Hier das Innere eines Segelschiffs:



Die Takelage:

Alle Teile, die sich über dem Schiffsrumpf befinden, bezeichnet man als Tagelage. Zu ihr gehören alle langen Hölzer, wie Masten unf Rahen, sowie alles Tauwerk und nicht zuletzt auch die Segel.


Die Masten:
Die MARIE-LOUISE hat drei Masten: vorn den Fockmast , in der Mitte den Großmast und achtern den Besanmast Jeder Mast besteht aus drei Teilen: dem Untermast und den zwei Stengen. Verbunden sind diese Teile durch jeweils eine Saling. Auf den Salingen ruhen die Marsen, das sind sozusagen kleine Balkone auf den Masten, allerdings ohne Geländer. Auf ihnen können die Matrosen bequem stehen.



Das stehende Gut:
Unter dem stehenden Gut versteht der Seemann alle Taue, die zum Abstützen der Masten dienen. Sie werden nicht bewegt. Die Masten werden von drei Arten von Tauen gehalten: Die Stagen (blau) halten den Mast nach vorne. Die Pardunen (grün) halten den Mast nach hinten. Die Wanten  (rot) halten den Mast zu beiden Seiten. Zwischen den Wanten sind waagerechte Taue - die Webleinen - gespannt. An ihnen können die Matrosen wie an einer Strickleiter nach oben in den Mast klettern.



Rundhölzer und Spieren:
Außer den Masten gibt es noch weitere Hölzer, die die Segel tragen. Von vorn nach hinten: Das Bugspriet ragt vorn aus dem Schiffsrumpf heraus. Zu ihm laufen die Stagen des Fockmastes. Die Verlängerung des Bugspriets heißt Klüverbaum. Die Rahen hängen waagerecht an den Masten. An ihnen sind die rechteckigen Rahsegel befestigt. Die Besangaffel und der Besanbaum hängen am Besanmast.



Die Segel:
Die MARIE-LOUISE führt vier verschiedene Arten von Segeln. Die Stagsegel sind an den Stagen befestigt und haben eine dreieckige Form. Sie wirken am besten bei seitlichem Wind. Die Rahsegel hängen an den Rahen und haben eine rechteckige Form. Sie nutzen am besten den achterlichen Wind aus. Das Gaffelsegel hängt an der Besangaffel. Das Besantoppsegel hängt zwischen Gaffel und Mastspitze des Besanmastes. Die Namen der einzelnen Segel kann man der Zeichnung entnehmen. Die Zusammenstellung der Segel, die ein Schiff führt, macht den besonderen Typ des Schiffes aus. Die MARIE-LOUISE hat vorne zwei Masten mit Rahsegeln und hinten einen Besanmast. Diesen Schiffe nennt man Bark.



Viele der großen Segelschiffe haben eine Rahbesegelung! D.h. die Rahsegel hängen vertikal von den Rahen herab. Meist gibt es neben diesen aber noch andere Segelformen auf einem solchen Schiff! Wie funktioniert eine solche Besegelung?

Unten könnt Ihr sehen, welche Schritte nötig sind, um diese Segel zu setzen. Die Männer müssen in die Masten steigen und in großer Höhe ihre Arbeit verrichten.



„Segellos!"
Hier sehen wir Hein und Geert auf einer Rah. Sie stehen auf einem schwarzen Tau, das unter der Rah hängt, dem sogenannten Fußpferd. Nach dem Kommando des Steuermanns „Segel los!" machen sie die Zeisinge los, das sind kurze Bändsel oder Segeltuchstreifen, mit denen das Segel auf der Rah festgebunden wird.

„Rahsegel lasst fallen!"
Nach diesem Kommando werfen Hein und Geert das
Segel von der Rah. Es entfaltet sich aber nur zu einem
Teil, weil die Gordinge und Geitaue die Unterkante des
Segels noch festhalten. Geitaue und Gordinge sind Taue,
mit denen das Segel später wieder hochgezogen werden
kann.



„Holt die Schoten! Los Geien und Gordings!"

Von den beiden unteren Ecken des Segels führen zwei Taue, die Schoten, über mehrere Blöcke hinunter zum Deck. Auf das Kommando „Holt die Schoten!", ziehen Jule und Michel, Gustaf und Björn kräftig an den Schoten, bis das Segel zur nächsten unteren Rah reicht. Hein und Geert auf der Rah überholen (lockern) die Gordinge und Geitaue, damit das Segel ganz hinunterfallen kann.

„Heißt das Segel!”
Die Rah hängt an dem Fall, einer Kette, die nach oben über eine Rolle im Mast und wieder hinunter an Deck läuft. Beim Kommando „Heißt das Segel!", ziehen die Männer das Fall im Laufschritt über das Deck und hieven  so die schwere Rah samt Segel nach oben. Zur Krafterleichterung dient dabei eine Talje (Flaschenzug). Ist man am Ende des Falls angelangt, rennt man wieder an den Anfang zurück und zieht von neuem, solange, bis das Segel gesetzt ist.



Im folgenden Video könnt Ihr sehen, wie das Segelsetzen in der Praxis aussieht! Der Film stammt von der "Gorch Fock", dem Segelschulschiff der Bundeswehr!


Die Brassen:

Der Wind hat seine Richtung etwas geändert. Damit die MARIE-LOUISE auf ihrem alten Kurs von Westsüdwest bleiben kann, müssen die Rahsegel weiter nach Steuerbord gedreht werden. Diesen Vorgang nennt man Brassen. Das Tau, mit dem man die Rah bewegt, heißt ebenfalls Brasse .
„Holt die Steuerbord-Vorbrassen!", ruft der Steuermann. Jule, Fiete, Geert und Klaas rennen an die Steuerbordreling zur Nagelbank. Hier laufen die Steuerbordbrassen der vier Rahsegel des Fockmastes zusammen. Jedes Tau ist an einem Belegnagel festgemacht, damit die Rah nicht vom Wind herumgerissen wird. Die Männer holen (ziehen) die Fockbrasse Stück für Stück. Dabei stehen sie hintereinander, und jeder stemmt einen Fuß gegen den des Vordermannes, um besseren Halt zu haben. Auf das Kommando des vordersten Mannes „Hol weg!", ziehen sie jeweils kräftig an der Brasse. Zur gleichen Zeit wird die gegenüberliegende Brass an Backbord von Wilhelm gefiert, also langsam lose gegeben.
Gleichzeitig mit der Fockrah werden auch die anderen drei Rahen des Fockmastes nach Steuerbord gebrasst. Dann kommen die Rahen des Großmastes dran.




Navigation:

Um sich auf dem Meer zu orientieren, benutzte man den Kompass, den Jakobsstab, die Chronometer und die Seekarten




Die Bestimmung des Breitengrades
Der Breitengrad bestimmt die Position in Nord- Südrichtung. Der Äquator ist der 0° Breitengrad. Dies ist keine vom Menschen willkürlich festgelegte Nullinie, sondern eine geographisch definierte. Am Äquator steht die Sonne senkrecht über der Erde. Dies ist sehr wohl spürbar. Je näher man dem Äquator kommt, um so heißer wird es, und um so kürzer ist die Dämmerung. Der Nordpol liegt bei 90° nördlicher Breite, der Südpol bei 90° südlicher Breite.
Die Bestimmung des Breitengrades
Für die Bestimmung des Breitengrades, wurde schon recht früh eine Lösung gefunden. Er wurde mit dem sogenannten Kreuzstab oder Jakobsstab bestimmt. Dabei handelt es sich um ein einfaches Winkelmessgerät. Ein Stab mit einem senkrecht stehenden verschiebbaren Querstab. Der Stab wird ans Auge gehalten, und der Querstab so lange verschoben, bis das eine Ende am Horizont aufsitzt, und das Andere am Fixstern endet. Die halbe Länge des Querstabs (Gegenkathete), dividiert durch die abgelesene Position des Querstabes auf dem Längsstab (Ankathete) ergibt den Tangens des halben Winkels, der gesucht ist.
Dieses Instrument war einfach zu bedienen, hatte allerdings den Nachteil, dass man mit dem Auge direkt auf den zur Breitengradbestimmung verwendeten Fixstern, meistens die Sonne, blicken musste. Dies hatte zur Folge, das viele Seeleute, die diese Methode über Jahre verwendeten, auf einem Auge erblindeten, und deshalb eine Augenklappe über dem erblindeten Auge trugen.
Eine wesentliche Verbesserung dieser Methode brachte der Quadrant, oder auch der Sextant mit sich. Der Quadrant hatte eine Skala von 45°, ein Achtel eines Kreises, wurde deshalb auch Oktant genannt. Da sich wie oben beschrieben, auch hier der halbe Winkel aus der Messung ergibt, konnte man damit Winkel bis 90° messen, deshalb auch Quadrant.

Ein Sextant heißt so, weil er 60° also ein Sechstel eines Kreises abdeckt. Die Verbesserung bestand darin, dass das Licht der Sonne durch getönte Spiegel umgelenkt wurde, so das man nicht mehr mit dem Auge direkt in die Sonne blicken musste. Eine weitere Verbesserung stellte ein künstlicher Horizont dar, eine Art Wasserwaage. Die machte eine Breitengradbestimmung auch dann möglich, wenn der Horizont, z.B. wegen Nebels nicht zu sehen war.

Die Bestimmung des Längengrades
Dass die Bestimmung der geografischen Länge recht schwierig war, kann man auch an den alten Karten erkennen. In Nord-Südrichtung sind sie meist schon recht genau, nur in West-Ostrichtung sind sie meistens recht ungenau. Dies kommt von eben der Schwierigkeit, den Längengrad genau zu bestimmen.

Als im 18. Jahrhundert die Handelsflotten die Meere eroberten, hatte dies auch auf den Erfolg so mancher Handelsreise verheerende Auswirkungen. Viele Schiffe zerschellten an Klippen, weil sich die Kapitäne in der Bestimmung des Längengrads vertan hatten. So kostete dieses ungelöste Problem vielen Seeleuten das Leben, und bereitete den Herrschenden der großen Seefahrernationen England, Spanien und Portugal viel Kopfzerbrechen.

So wurde im Jahr 1714 von Königin Anne von England ein Preis von £ 20000 ausgesetzt, für eine Methode, den Längengrad auf See mit einer Abweichung von höchstens einem halben Grad zu ermitteln. (Ein halbes Grad sind am Äquator immer noch 30 Seemeilen, also ca. 55,5 km !!!) Dabei waren 20000 Pfund im 18. Jahrhundert eine Unmenge Geld.
Das hohe Preisgeld lockte viele Erfinder an, und führte zu vielen skurrilen Vorschlägen. Die schließlich erfolgreiche Methode, die auch heute noch verwendet wird, war die eines Uhrmachers namens John Harrison. Er wollte den Längengrad mit dem Vergleich der Uhrzeiten vor Ort, und an einem fest definierten Längengrad, dem Nullmeridian bestimmen. Da die Erde rund ist, sich in 24h einmal um sich selbst dreht, und ein Keis 360° hat, lässt sich daraus schließen, das wenn die Uhrzeit an 2 Orten um X Stunden auseinanderliegt, um 360°/24h Xh Grad auseinanderliegen. Ist die Lokalzeit vor der Zeit am Nullmeridian, so ist dieser in westlicher Richtung entfernt, andernfalls in östlicher Richtung.
Das wesentliche Problem bestand nun darin, eine Uhr zu entwickeln, die auf rauher See, auf einem schwankenden Schiff, bei wechselnden Temperaturen hinreichend genau ging. Damals gab es nur Pendeluhren, die für diese Zwecke viel zu ungenau gingen. John Harrison jedoch gab nicht auf, und widmete sein ganzes Leben der Lösung dieses Problems. Er baute dafür im wesentlichen 5 Uhren, die er H-1 bis H-5 nannte. Mit dem Bau der H-1 startete er 1730. Ihre Fertigstellung dauerte bis 1735. Für die H-2 benötige der nur 2 Jahre, allerdings hatte sie einige Fehler, so das sie nie auf See erprobt wurde. An seiner H-3 arbeite er 19 Jahre lang, aber auch Sie wurde nie auf See erprobt.
Mit der H-4 schließlich gelang ihm der Durchbruch. Sie wurde 1759 vollendet, und 1761/62 und 1764 auf See erprobt. Bei einer Dauer der Seereise von 156 Tagen, betrug die Abweichung nur 54 Sekunden.
Die H-5 wurde im Königlichen Observatorium in Richmont getestet. Sie hatte eine Ungenauigkeit von ca. 1/3 Sekunde am Tag. Dies entspricht ca. 154m am Äquator.





Wie segelt ein Schiff?

Wie wir gesehen haben, bewegt sich ein Segelschiff allein durch die Kraft des Windes fort. Sie ist kostenlos und kann sehr stark sein. Kein Mensch kann jedoch die Richtung, in die der Wind weht, beeinflussen. Nur wenn der Wind bis zu einem bestimmten Winkel in das Segel einfällt, kann seine Kraft zur Fortbewegung des Schiffes genutzt werden. Wenn ein Schiff also in eine bestimmte Richtung fahren soll, zum Beispiel nach Norden, muss die Stellung der Rahsegel der Windrichtung angepasst werden. Auf den vier Bildern segelt das Schiff jedes Mal nach Norden. Doch auf jedem Bild kommt der Wind aus einer anderen Richtung. Entsprechend werden die Rahsegel, Stagsegel und die Besansegel eingestellt.


Vor dem Wind segeln:
Der Wind bläst von achtern in die Segel. Die Rahsegel stehen quer zur Windrichtung. Die Stagsegel werden weggenommen und die Besansegel werden weit ausgefiert, so dass der Wind eine große Angriffsfläche hat. Er schiebt das Schiff vor sich her.


Mit halbem Wind segeln:

Der Wind bläst genau von der Seite (Westen), alle Rahen werden noch weiter nach Steuerbord gebrasst


Mit raumem Wind segeln:
Der Wind weht seitlich von achtern, in unserem Fall aus Südwest. Um ihm eine ideale Angriffsfläche zu bieten, werden die Rahen etwas nach Steuerbord gebrasst (gedreht). Die Stagsegel und der Besan werden ebenfalls nach Steuerbord geholt.


Hoch am Wind segeln:
Der Wind kommt seitlich von vorne, etwa Westnordwest. Alle Rahen werden so dicht wie möglich an Steuerbord herangeholt. Strengphysikalisch betrachtet schiebt der Wind das Schiff nun nicht mehr, sondern saugt es viel mehr nach vorne. Für die Physik-Asse sei gesagt: Durch die Luftströmungen vor und hinter der Wölbung des Segels entsteht vor dem Segel ein Unterdruck und achtern  von ihm ein Überdruck. Durch das Bestreben der Luftmoleküle, den Druck auszugleichen, bewegen sie das Segel und somit das Schiff nach vorne.



Seemännische Arbeiten:


Der Segelmacher:

Jochen soll das zerrissene Segel flicken. Er holt die Segelmacherbank auf das Deck. Diese Bank ist seine bewegliche Werkstatt. Zum Arbeiten setzt er sich auf die Bank, das Segel legt er sich auf den Schoß. Rechts unter der Sitzfläche der Bank ist eine Schublade angebracht, in der das Werkzeug aufbewahrt wird. Größeres Werkzeug steckt zu seiner Rechten in den Löchern der Bank. Darunter ist auch ein mit Talg (Fett) gefülltes Kuhhorn. In dem Talg stecken die Segelnadeln, damit sie in der feuchten Seeluft nicht rosten.



Das Bekleeden:
„Bekleeden" heißt soviel wie „Bekleiden". Oskar kleidet sozusagen das nackte Tau ein. Er umwickelt es mit sogenanntem Schiemannsgarn, einer dünnen Hanfleine. Dazu benutzt er eine Kleedkeule, die er um das Tau dreht. Bekleedetes Tauwerk ist besser vor dem Schamfilen (Durchscheuern) und vor Wind und Wetter geschützt.



Das Spleißen:
Geert fertigt ein neues Fußpferd an. In das Ende eines Taues spleißt er ein sogenanntes Auge ein, das heißt, das Ende des Taues wird in das Tau selbst eingeflochten, so dass ein tropfenförmiger Ring entsteht. Hierzu benutzt Geert ein Fitt, ein rundes, spitz zulaufendes Holz. Nur wenige geschickte Seeleute, meistens schon länger zur See fahrende Vollmatrosen, beherrschen die schwierige Kunst des Spleißen von Tauwerk.



Das Labsalben:

Mit einem Topf Teer und einem Lappen ausgerüstet setzt sich Björn in den Bootsmannsstuhl. Vom Mast aus beginnend reibt er das Stag mit Teer ein. Hat er das erste Stück bewältigt, fiert Oskar unten das Tau ein wenig, so dass Björn wie in einer Seilbahn einen Meter tiefer gondelt. Dort teert er das nächste Stück des Stages und so geht es weiter.



Das Kalfatern:

Da das gute Wetter immer noch anhält, beschließt der Erste Steuermann, auch gleich das Deck des Schiffes zu kalfatern. „Kalfatern" bedeutet, das Deck oder auch den Schiffsrumpf (genauer: die Ritzen zwischen den Planken) wasserdicht zu machen. Dies ist ein aufwändiger Vorgang, den nur der Schiffszimmermann Wilhelm richtig beherrscht. In dem Bild sieht man die einzelnen Arbeitsschritte. Vorher müssen jedoch die Reste von altem Teer und Werg aus den Ritzen zwischen den Decksplanken mit einem Marlspieker entfernt werden. (Der Marlspieker ähnelt einem Schraubenzieher, vorne läuft er allerdings spitz zu.


Zuerst stopft Wilhelm

geteertes Werg, das ist

zerrupftes altes Tauwerk, in die Ritzen. Mit einem

Kalfateisen und einem

Kalfathammer schlägt er das Werg tief und fest zwischen Holz die Planken.

Dann gießt er flüssiges

Pech mit einer Kelle in die Ritzen. Dabei fließt allerdings auch einiges über die Ritzen hinaus auf die Planken.

Das überschüssige Pech

kratzt Wilhelm mit einem

Schraper, einem scharfen

Eisen ab. Jetzt sind die

Decksnähte sauber und gerade.

Zum Schluss werden die

Planken mit Leinöl

konserviert. Der Erste

Steuermann strahlt über

„sein" wie neu gemachtes

Deck aus dem edlen

Oregonpine-Holz.



Nochmehr Labsalben:
Da die Holzmasten und die Hanftaue ständig Wind und Wetter ausgesetzt sind, müssen sie alle sechs Monate konserviert, das heißt, mit Fett beziehungsweise Teer behandelt werden, damit sie nicht verrotten. Der Erste Steuermann befiehlt dem Bootsmann, sich um die Ausführung dieser Arbeit zu kümmern. Dieser schickt einige Männer in die Masten. Jeder trägt einen Topf mit Fett an einem Stropp um den Hals gehängt. Von der Mastspitze beginnend, reiben sie das trockene Holz mit dem Fett ein.
Danach wird das stehende Gut, also Wanten, Stagen und Pardunen, mit Teer bestrichen, ebenfalls von oben nach unten. Diesen Vorgang nennt man Labsalben. Besonders schwierig ist es dabei, an die Stagen heranzukommen, die von einem Mast schräg hinunter zum nächsten laufen. Hierfür wird ein sogenannter Bootsmannsstuhl verwendet.



In der Kombüse:

In der Kombüse steht ein eiserner Kohlenherd, wie man ihn zu dieser Zeit auch an Land benutzt. Er hat mehrere Kochplatten und eine Backröhre. Um den Herd verlaufen sogenannte Schlingerleisten. Wie ein Zaun halten sie die Töpfe auf der Herdplatte, wenn das Schiff schaukelt.

Der Rauch des Feuers zieht durch das Dach ab. Wenn die Kohlenkiste leer ist, darf Jan wieder einen Sack voll Kohlen aus der dunklen Kammer unter Deck holen.





Um 8.00 Uhr übernimmt wieder die Backbordwache die Segelwache. Die Steuerbordwache wird vom Bootsmann mit Ausbesserungsarbeiten in der Takelage beschäftigt. Jan dagegen lernt heute die Arbeit eines Schiffsjungen kennen. Der Koch (an Bord nennt man ihn Smut) braucht Jan in der Kombüse. Dort muss er für die gesamte Besatzung Kartoffeln schälen. „Eigentlich habe ich mir die Arbeit auf einem Segelschiff anders vorgestellt", grummelt Jan. Der Smut lacht: „Jeder Seemann hat mal als Moses angefangen!" (So nennt man den Schiffsjungen an Bord.) „Aber wart man ab, die werden dich noch früh genug in den Mast schicken, wenn bei Sturm die obersten Segel geborgen werden müssen, hahaha! Aber wenn du den Korb Kartoffeln geschält hast, werde ich dich höchstpersönlich zum "Kochsmaat" befördern."


Der Menüplan auf einem Segelschiff war immer sehr eingeschränkt. Die Tiefkühltruhe, in der man Nahrungsmittel während der vielen Wochen auf See hätte frisch halten können, war ja noch nicht erfunden.  Man konnte nur Lebensmittel mitnehmen, die sich durch Einlegen in Salz oder durch Trocknung konservieren ließen. Fleisch wurde in Salz eingelegt und als sogenanntes Pökelfleisch in speziellen Fässern auf Deck gelagert. Frisches Gemüse, wie zum Beispiel Kartoffeln, gibt es nur während der ersten Tage der Reise. Später essen die Matrosen tagaus, tagein abwechselnd Bohnen, Erbsen und Graupen, die man getrocknet säckeweise mitgenommen hat. Sonntags gibt es Backpflaumen mit Pudding ein Festmahl fiir die Seeleute.